Lucia Moholys Bilder gehen bis heute um die Welt - mit ihren Aufnahmen der Bauhausgebäude prägte die Fotografin und Publizistin (1894–1989) das Image der Kunstschule nachhaltig. Als Frau von László Moholy-Nagy lebte sie zusammen mit ihm am Bauhaus und leistete wichtige Arbeit für zahlreiche Bauhaus-Künstler und die Institution an sich. Sie trug im Wesentlichen dazu bei, dass die künstlerischen Ideen und Inhalte der Hochschule an die Öffentlichkeit getragen wurden. Die Ausstellung widmet sich dem Gesamtwerk der Künstlerin: Neben Sachfotografien der Werkstattarbeiten und Porträtserien von Bauhaus-Lehrern und Freunden gehören vor allem die Aufnahmen der Dessauer Bauhausbauten zu den Schwerpunkten ihres Schaffens. Ihr Ansatz war dabei revolutionär – Fotografie und Malerei waren für sie gleichwertig und ihre Architekturaufnahmen werden zu konstruktivistischen Bildern.

Lucia Moholy ist eine der wichtigsten Fotografinnen der Moderne. Obwohl sie nicht am Bauhaus beschäftigt war, hat sie mit ihren Fotos maßgeblich dazu beigetragen, dass das Bauhaus bekannt und berühmt wurde. Dabei war sie nicht einfach nur Dokumentaristin, sondern hat mit ihrem eigenen Stil das Bild der Schule und der Moderne mitgeprägt. Erst die hohe Qualität ihrer Aufnahmen, die sich Moholys versiertem Umgang mit den technischen Aspekten der Fotografie verdankt, macht die bis dahin beispiellose Vermarktung der Bauhaus-Idee als soziale und vor allem ästhetische Bewegung möglich.

Dass Lucia Moholy heute kaum bekannt ist, ist einem komplexen Geflecht politischer und sozialer Umstände geschuldet. Da Walter Gropius sie nicht anstellte und auch nicht bezahlte, war sie offiziell nie am Bauhaus und konnte leicht „übersehen“ werden. In zeitgenössischen Publikationen wurden ihre Aufnahmen mal mit ihrem Namen, mal ohne ihren Namen publiziert. Nach der Schließung des Bauhauses wurde sie fast durchweg nicht mehr benannt. Besonders Gropius hat hierbei eine sehr unrühmliche Rolle gespielt, deren Auswirkungen bis heute spürbar sind. Zudem wird die gemeinsame künstlerische und theoretische Arbeit des Ehepaars Moholy-Nagy nach der Trennung der beiden allein László zugeschrieben. Als Lucia Moholy dann nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten aus Deutschland fliehen musste, nahm eine Tragödie ihren Lauf, die eine der besten Fotografinnen der deutschen Moderne lange fast unsichtbar werden ließ.

In der Ausstellung im Bröhan-Museum, die rund 100 Fotos von privaten und öffentlichen Leihgebern sowie ausgewählte Objekte aus der Bauhaus-Zeit zeigt, soll Lucia Moholy als eigenständige Künstlerin in Erscheinung treten. Besonderes Augenmerk wird auf ihre Zeit in Berlin gerichtet.

Gefördert durch die LOTTO-Stiftung Berlin als Bestandteil des Berliner Programms zur Triennale der Moderne, 2022.